Warum ich ein Teil der Bewegung #Handyfrei bin

 

Ich glaube, dass ich mich bisher noch überhaupt nicht vorgestellt habe. In den vergangen Blockposts, in denen die anderen Mitglieder des Teams TelefonZelle sich vorgestellt haben, war ab und zu die Rede von einem Wolfgang aus Berlin. Genau der bin ich! Jedenfalls der Punkt, dass mein Name Wolfgang ist. Denn eigentlich ist meine Heimat Mecklenburg Vorpommern und wie es bei gefühlt 99,99% der ist, die in Berlin leben, bin ich wegen eines Jobs/Studium nach Berlin gezogen. Zwei wichtige Zusatzinformation habe ich noch vergessen. Ich bin 29 Jahre alt und kann meine grauen Haare schon nicht mehr zählen.

 

„Phubbing war eines meiner besten Skills“

Ja – jetzt ist es raus. Auch ich habe in meiner Jugend ein wildes Leben geführt. Ich habe gleich nach dem Aufstehen mit dem Phubbing begonnen und beim Zähne Putzen ging es weiter. Ich habe literweise Kaffee verschüttet, weil ich zu oft auf mein Handy gestarrt habe und bin sogar einmal gegen eine Scheibe gelaufen, als ich zu sehr in eine andere Welt vertieft war. Die Lehrer mussten mich ermahnen, weil ich immer neue Wege gefunden habe, das Handy als Spickzettel zu benutzten und das Allerschlimmste war, dass ich während ich mit Freunden in einer Bar gesessen habe, unter dem Tisch getindert habe und sie es nicht mitbekommen haben. Sorry Freunde und sorry Mädels!

 

Das Ende meiner Phubbingzeit

Es ist noch nicht da. Ich erwische mich noch ziemlich oft dabei, dass ich mein Handy zücken möchte. Doch in den meisten Situationen reagiert mein Kopf schneller als meine Hände und verhindert durch einen kurzen Impuls des Denkzentrums, dass meine Hand in meine Hosentasche gleitet, in der das Monster schon lauert.

 

Handys sind schlimmer als Zigaretten

Ich rauche – nicht mehr! Seit einem Jahr um genau zu sein. Das ist mir zu Beginn relativ leicht gefallen, aber mittlerweile denke ich mir, ganz besonders wenn ich am Helmholtzplatz bei meinem Lieblingsitaliener Sitze, dass eine Zigarette doch ganz entspannend wäre.

Aber ich bleibe Stark und tue es nicht.

Jetzt kommt das Bekloppte! Bei meinem Handy sieht das ganz anders aus. Nach ein paar Stunden ohne Handy werde ich schon verrückt. Anstelle sich darüber zu freuen, dass man mal Zeit für sich selbst oder für andere hat. Die Erde könnte aufhören sich zu drehen und ich würde trotzdem nur daran denken, noch schnell ein letztes Selfie zu Posten. Oder eine andere klassische Situation – wenn das Handydisplay gerissen ist und die Touchfunktion nicht mehr reagiert, dann könnte der Geburtstag meiner Mutter sein oder der Jahrestag in meiner Beziehung. Ich würde mir zuerst ein Handy besorgen, es nervös mit den Apps bestücken, ganz lange ausatmen und mich erst dann entspannt zurücklehnen, wenn die ersten Nachrichten wieder ankommen. Irgendwie ganz schön krank. Ich bin mir aber sicher, dass es Hunderttausenden in Deutschland genauso geht!

 

Warum ich jetzt wirklich dabei bin

Als ich von Hannes seiner Idee gehört habe, gingen mir die Augen auf. Ich habe zu diesem Zeitpunkt das erste Mal von dem Begriff “Phubbing” gehört und dachte mir, da haben sich die Medien wieder etwas tolles einfallen lassen, um bekannte Problemen mit neuen Namen zu schmücken. Umso länger ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass dieses Problem noch nie wirklich kommuniziert wurde. Es wurde eher als gesellschaftlichen Zustand betrachtet, der aufgrund der technologischen Fortschritte eine Art Gruppenzwang darstellt und für gut geheißen wird. Da ist der Groschen bei mir gefallen. Ich habe mein ganzes Leben davon geträumt, einmal zur richtigen Stelle am richtigen Ort zu sein. Bei etwas einzigartigem! Nicht als Zehnter, der viele Dinge einfach nur aus diesem Grund macht, weil es andere machen. Sondern als Pionier, als Vorreiter, als Vordenker und vor allem als Vorbild.

Tja – aus diesem Grund bin ich dabei. Ich war selbst ein Phubber der schlimmsten Sorte und nun versuche ich andere für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren und die Augen zu öffnen. Dass man viele Dinge nur sieht, wenn man den Kopf ein paar Zentimeter über den Displayrand hebt, das kleine Kunststoffkuschelmonster in die Hosentasche steckt und ein Teil von uns wird. Von der Bewegung #Handyfrei.

 

 

Bester Gruß

Wolfgang vom Team TelefonZelle